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Behlitz1

Behlitz

Info

Das Dorf  Behlitz – ebenfalls seit 1. Januar 1997 ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Eilenburg – liegt ca. 7.3 km in westlicher Richtung vom Stadt zentrum entfernt.

Der Name Behlitz – in der Urform sorbisch „Bilicz“ erstmals 1340 erwähnt, bedeutet „feuchte Wiese“ (= niedrig gelegenes Land), steht aber damit auch nicht im Widerspruch zu „Eichlers“ Deutung (1958) „heller, lichter Ort“ (wo viele Birken vertreten sind). Das wahrscheinlich weitaus älteste Bauwerk im Ort ist die Kirche, die aus einer Kapelle im 11.Jahrhundert entstanden sein soll und der Heiligen Katharina geweiht wurde. Zum Kirchspiel gehörten die Dörfer Pressen und Zschettgau; die Kirche Behlitz selbst zum Kloster Petersberg (bei Halle) und bildete bis zum Jahre 1962 eine eigene Kirchgemeinde. Seitdem gehört sie zur Kirchgemeinde Krostitz.
Die 1906 erbaute Schule, eine einzügige Acht-Klassen-Schule für die Kinder von Behlitz und dem größeren Nachbarort Pressen, wurde im Schuljahr 1976/77 geschlossen. Der Schulunterricht erfolgt seitdem in Schulen der Stadt Eilenburg.
In der Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde in Behlitz ein Kinder-garten für Pressen und Behlitz eingerichtet, der aufgrund erforderlicher Raumverhältnisse mehrere Male „umziehen“ musste, so z.B. vom alten Gemeindehaus in die Pfarre – von dort nach 1945 wieder in das alte Gemeindehaus zurück, von dort in das Wohnhaus des enteigneten Gutsbesitzers Tauchnitz, bis der gesamte Kindergarten schließlich 1990 geschlossen und in die 1989 gebaute Kinderkombination in Zschettgau verlegt wurde. Behlitz hatte per 04.06.2008 179 Einwohner (zum Vergleich: 1938 waren es 179, im Jahre 1814 waren es 87!)
Auf dem Gelände des Friedhofs befindet sich auch das Ehrenmal für die Opfer des 1.Weltkrieges von Zschettgau, Pressen und Behlitz, welches allerdings durch Umwelteinflüsse und Alter schon erheblich beschädigt ist.
Von den 9 Bauernwirtschaften im Ort hatte eine über 100 ha, der Hof Schöne/Tauchnitz. Dieses Gut wurde nach dem 2.Weltkrieg aufgrund seiner Größe gemäß einem Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) und dem darauf basierenden „Bodenreformgesetz“ vom September 1945 entschädi-gungslos enteignet. Das aufgeteilte Land erhielten sogenannte „Neubauern“ (Landarbeiter und Umsiedler): 8 in Behlitz, 1 im westlich gelegenen Nachbarort Kupsal, 1 in Pressen sowie 1 „landarmer“ Bauer von Pressen. Außerdem erhielten über 30 Bürger von Behlitz und Pressen  „Parzellen“ mit einer Größe bis zu 1 Morgen (2500 m2). Wohnungen und Stallungen wurden ebenfalls aufgeteilt, notfalls zerteilt. Der ehemalige Besitzer, Alwin Tauchnitz, der von allen, einschließlich seinen Arbeitern sehr positiv beurteilt wurde, wurde im Herbst 1945 ins Lager Buchenwald bei Weimar „verbannt“, wo er auch verstarb.
Der einzige Handwerksbetrieb im Ort war die Dorfschmiede, wozu auch eine Gast- und Schankwirtschaft gehörte.
Erwähnenswert ist, dass der Gutsbesitzer Adolf Schöne auch eine Zement-ziegelherstellung betrieb, genauer gesagt, Mauersteine und Ziegel herstellte. Damit wurden mehrere Musterhäuser in Behlitz gebaut, die auch heute noch stehen, desgleichen eins in Pressen und eines in Kupsal. Die Ziegelei befand sich rechtsseitig der Straße von Behlitz zur ehemaligen „Provinzialstraße“ von Delitzsch nach Eilenburg, der heutigen Staatsstraße S4.
1880 war im Ort Behlitz ein „Landwehr-Verein“ gegründet worden, zu dessen 50-jährigem Bestehen  am 4.Juli 1930 ein Kinderfest in Zschettgau durchgeführt wurde, an dem - wie auch in der heutigen Zeit - alle unsere 4 Ortsteile teilnahmen.
In den 90er Jahren erhielt Behlitz einen bedeutenden Zuwachs durch den Bau der Siedlung „An den Fichten“, in der zahlreiche Mitarbeiter der neuen Papier-fabrik Stora-Enso ihr neues Zuhause fanden.

(D. Koch)

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