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Zschettgau1

Zschettgau

Info

„Zschettgau“ – auch hier ist der Name, wie häufig in unserer Gegend, sorbischen Ursprungs und bedeutet „zahlreich“ oder „zählen“. Fährt man von Eilenburg in westliche Richtung, also in Richtung Krostitz, dort wo das „Krostitzer Bier“ herkommt, sieht man in einiger Entfernung rechtsseitig der Staatsstraße  4 diesen kleinen 120-Seelen-Ort zwischen Wald und Feldern.

Im Jahr 1946 begann der Zschettgauer Lehrer Bernhard  Kasten eine Chronik über sein Dorf zu schreiben. Zur Geschichte schrieb er folgendes: „Der Name unseres Dorfes hat sich im Laufe der Jahrhunderte häufig geändert. Die häufigsten Schreibweisen sind: Zschettgau, Zschettgaw(e),Zetgau(ow-e), Zettiga, Zschettga, Schettge, Schöttge, Tzettica o.a.. Die älteste Urkunde, die von der Existenz unseres Dorfes Zeugnis gibt, stammt aus dem Jahre 1350. Da wird bemerkt, dass „Otto de Brode in Tzettica“ einen Edelhof besitzt. 1378 kauft Thimo von Colditz das Dorf. Wörtlich lautet diese Urkunde: „Newendorf, Lasicz, Czetkaw, ...“. In einer anderen Urkunde aus demselben Jahr, - wahrscheinlich ist es die Verkaufsurkunde selbst – bezeichnet der Verkäufer das Dorf als böhmisches Kronlehen. Im Erbregister von 1395 (Staatsarchiv Weimar) wird es als Eilenburger Afterlehen  bezeichnet. 1525 gehört der Hof Otto de Brode von Asmus Spiegel in Gruna. Feld und Flur gehören jedoch weiter zum Eilenburger Amt….“

Leider verstarb Bernhard Kasten im Juli 1948 und seine Aufzeichnungen blieben unvollendet.

Nach Recherchen der Ortschronisten kam Eilenburg um 1815 durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses im neu geschaffenen Kreis Delitzsch, Regierungsbezirk Merseburg zu Preußen. Zschettgau selbst gehörte um 1623 bis ca. 1826 mit 18 Häusern und 110 Einwohnern zum Rittergut Zschepplin.

Kirchlich war Zschettgau vor 1545 Teil der Parochie (Pfarrei) St. Marien in Eilenburg. Zum Behlitzer Kirchspiel gehörte zu dieser Zeit Ochelmitz. Diese Gemeinde wollte wieder zu ihrer alten Parochie Liemehna. Das wurde vom Herzogtum Sachsen genehmigt. Als Entschädigung wurde dem Kirchspiel Behlitz 1816 Zschettgau zugeordnet. Heute gehören Behlitz, Pressen und Zschettgau zum Kirchspiel Krostitz.

Zschettgau war schon immer landwirtschaftlich geprägt. Im „Offiziellen Adressbuch der Städte Eilenburg und Bad Düben nebst 68 Landorten“ von 1930 sind 11 Landwirte benannt, die insgesamt 1105 Morgen (entsprechen ca. 276 ha) bewirtschafteten. Daneben gab es einen Schmied, der nebenbei Landwirtschaft betrieb, einen Sattler (bis 1991) und einen Bäcker (bis 1960). Die Gaststätte (1870 erbaut) mit ihrer Zigarrerauchenden Wirtin in der Mitte des 20. Jahrhunderts war weit über die Zschettgauer Gemarkungsgrenzen bekannt.

Die politischen Verhältnisse nach 1945 hatten zur Folge, dass im April 1953 drei der größten Bauern ihre Höfe in Zschettgau in Richtung Westdeutschland verließen. Noch heute sind diese Grundstücke teilweise als „verlassene Höfe“ zu erkennen. Ende April 1953 wurde die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) „1. Mai Zschettgau“ gegründet. Sie bewirtschaftete die Ackerflächen, baute Kuh- und Schweineställe mit ca. 1000 Mastplätzen außerhalb, östlich des Dorfes. Im Jahr 1991 wurde die Landgut Zschettgau GmbH gegründet und bewirtschaftet seitdem ca. 1000 ha im Territorium der ehemaligen Gemeinde Kospa-Pressen.

Im Jahr 1869 wurde in Zschettgau eine Schule gebaut, in der bis zum Einzug des Kindergartens ca. 1950 unterrichtet wurde. Kindergarten und Kinderkrippe waren bis zu diesem Zeitpunkt im Gehöft Nr. 11 untergebracht, das von da an als Kinderkrippe diente. Im September 1989 wurde der Einzug in die neue „Kinderkombination“ gefeiert. Die Einrichtung wird heute als Kindergarten, Bürgerhaus und als Domizil des Löschzuges Zschettgau der FFW Eilenburg genutzt. Der Kindergarten „Tausendfühler“ ist einer der schönsten weit und breit und wird sehr geschätzt. Auch das Bürgerhaus erfreut sich großer Beliebtheit und wird auch zur Nutzung für private Feste gern angenommen.

Auch in sportlicher Hinsicht können die Zschettgauer Erfolge vorweisen. 1969 wurde ein Zschettgauer Boxer Deutscher Meister der Schüler im Halbmittelgewicht. Zwölf Jahre später holten zwei weiterer Zschettgauer Boxer Bronzemedaillen bei der DDR-Spartakiade in der Altersklasse 13 im Fliegen- bzw. Mittelgewicht. Im Radsport erkämpften Zschettgauer Sportler in den 70er Jahren u.a. vier DDR-Meistertitel.

Seit Mai 1913 gibt es in Zschettgau eine Freiwillige Feuerwehr. Im Jahr 1960 erfolgte der Zusammenschluss mit der Kospaer Feuerwehr. 1963 wurde eine Frauenfeuerwehr gegründet. Seit der Eingemeindung nach Eilenburg gehört die Zschettgauer Wehr als „Löschzug Zschettgau“ zur Freiwilligen Feuerwehr Eilenburg.

Im November 2001 wurde der Heimatverein Kospa-Pressen aus der Taufe gehoben (vgl. dazu Angaben unter Pressen). Schon vorher waren seit einigen Jahren die Ortschronisten um Heinz Winkler aktiv.

Bis 1950 war Zschettgau eine eigenständige Gemeinde. Nach dem Zusammenschluss mit dem Nachbarort Kospa wurde Zschettgau 1965 mit Kospa, Pressen und Behlitz zur Gemeinde Kospa-Pressen zusammen geschlossen.

Ab 1990 gab es weitere Veränderungen. Die Gemeinde Kospa-Pressen wurde seit 1991 von der Verwaltungsgemeinschaft, später dem Verwaltungsverband Eilenburg West verwaltet und 1996 von der Stadt Eilenburg eingemeindet. Im Jahr 1993 wurde Zschettgau an  das öffentliche Trinkwasserleitung angeschlossen und im Jahr 2007 erfolgte der Anschluss an das öffentliche Abwassernetz. Seit Beginn des Jahres 1999 läuft ein Flurneuordnungsverfahren im Gemarkungsgebiet Kospa-Pressen. Im Zuge dessen wurde u.a. der Dorfteich Zschettgau, der im Februar 1971 im Auftrag der Gemeindeverwaltung verfüllt worden war, im Jahr 2005 etwas weiter östlich wieder neu geschaffen.

 (U. Dietrich)

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